Einen Kilometer lang war die Tafel, tausend Gäste an zehn Tischen nahmen daran Platz, begrüßt von 65 Winzern aus Bolgheri und deren Weinen. Zahlen, die beeindrucken. Und beeindruckend war sie wirklich, die erste Auflage von Bolgheri Divino. Einer der einprägsamsten Straßenläufe Italiens, der Viale dei Cipressi, zieht sich über fünf Kilometer schnurgerade von der Via Aurelia rauf bis zur Ortschaft Bolgheri, die dem Anbaugebiet ihren Namen gab.
Gesäumt wird die Straße von hundertjährigen Zypressen zu beiden Seiten. Anlässlich der Feier des 25-jährigen Bestandes der DOC Bolgheri und Bolgheri Sassicaia wurde die Straße für den Verkehr gesperrt und auf einem Teilstück eine festliche Tafel angelegt. Im Windschatten des Erfolgs von Sassicaia, von dem in den späten 60er Jahren die ersten Flaschen gefüllt wurden, entstanden ab den 1980er Jahren eine ganze Reihe von Betrieben. Ganze 65 sind es heute im Gebiet von Bolgheri.
Das Besondere an Bolgheri und den angrenzenden Gebieten der toskanischen Küste ist der Sortenspiegel. Im Unterschied zu den traditionellen Anbaugebieten im Landesinneren der Toskana werden hier vor allem Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah gepflegt. Wie die Präsidentin der Winzervereinigung Albiera Antinori (Guado al Tasso) in ihrer Rede betonte, ist der Aufstieg von einer nur wenigen Insidern bekannten Denomination – sieht man mal von Sassicaia ab – zu einem der am häufigsten genannten Anbaugebiete Italiens in nur einem Vierteljahrhundert eine großartige Leistung. Die bunt angestrahlten Zypressen, der laue Abend und der perfekt eingespielte Service machten den Abend zu einem unvergesslichem Erlebnis!
Am Vormittag gab es im Schloss von Castagneto Carducci erstmals eine En-Primeur Verkostung der Bolgheri Superiore 2019, die ab Beginn des nächsten Jahres in den Handel kommen. Mit 2019 kündigt sich ein großartiger Jahrgang an. Die besten Weine des Jahrganges beeindrucken nicht nur mit Power und Konzentration, sondern mit Geschliffenheit und feinmaschigem Tannin.
Neben den üblichen Verdächtigen wir Ornellaia, Grattamacco, Guado al Tasso oder Tenuta Argentiera, sind auch einige neue Namen positiv aufgefallen: Guarda Boschi von Fornacella, Il Superbo von Podere 7, Bolgherese von Tenuta di Vajra, Re Diale von Le Noveliere, Conoro von Ceralti, Greppicaia von I Greppi, San Martino von Cipriana, Donne Fittipaldi und Villanoviana.
Sassicaia 2019 fehlte in der Verkostung, weil die Cuvée wie üblich erst im Laufe der Herbstmonate zusammengestellt wird. Dafür gab als letzte Kostprobe einen Schluck Sassicaia 2008 aus der Magnum. Auch keine schlechtes Trostpflaster!