Von Ziegenhirten in Äthiopien hin zu indonesischen Exkrementensammlern: Die Saga des Kaffee
„Du bist was ganz Besonderes“, hat Oma immer gesagt. Niemand würde Deine Großmutter einer Lüge bezichtigen, aber die meisten von uns erschleicht morgens ein und dasselbe Bedürfnis. Sobald das Verlangen gestillt wird, macht sich ein wärmendes Gefühl breit und die Unannehmlichkeiten des Alltags scheinen plötzlich zu schrumpfen. Voller Energie kann man nun das morgendliche Geschwafel seines Partners ertragen und endlich die, von Kaffee-Atem dominierten, Abschiedsküsse auf dem Weg zur Haustür austauschen. Einmal zur Tür hinaus, wird sich Oma’s Meinung von Dir ganz bestimmt bewahrheiten.
Doch wem haben wir das zu verdanken? Wer ist der Held der es uns erlaubt auch vor 08:00 Uhr ein netter Mensch zu sein und nicht entnervt unsere Beziehung oder Karriere noch vor dem Mittagessen in Gefahr zu bringen? Beim Überdenken dieser Frage kommt einem alles in den Sinn, von großen Kaffeeröstereien, über Kolonialherren bis hin zu stinkreichen Personen oder Betrieben. Immerhin ist Kaffee nach Erdöl das wichtigste Handelsgut der Welt und jährlich werden 500.000.000.000 Tassen davon in jedem Winkel der Welt aufgebrüht. Man malt sich aus wie der Entdecker des Kaffees, frei von Geldproblemen, die Arbeit hinlegte, sich den lieben langen Tag auf die faule Haut legen konnte und nur mehr aufstehen musste um zu Essen. Und genau so war es auch! Eine Ziege dürfte sich in diesem Verhaltensmuster wiedererkennen.
Ja, richtig! Die Entdeckung des Kaffees wird einer Ziege zugeschrieben. Im 9. Jahrhundert beobachtete ein äthiopischer Ziegenhirte Namens Kaldi, dass seine Tiere nach dem Verzehr eigenartiger Kirschen aufgeweckt und munter wurden. Selbstverständlich erschien Kaldi dieser Zustand erstrebenswert und er probierte von den Kirschen. Denn wenn es den Tieren gut geht, geht es auch dem Hirten gut - nicht wahr? Die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte kann getrost angezweifelt werden, da sie erstmals im 16. Jahrhundert niedergeschrieben wurde, aber nichts desto trotz wirst Du beim nächsten Anblick einer Ziege höchstwahrscheinlich einen bemerkenswerten Entdecker und Pionier vor Dir sehen.
Um das Jahr 1500 n.Chr. kam der Kaffee durch die arabische Welt ins osmanische Reich. Dort wurde er zum ersten Mal geröstet und bald darauf folgten schon die ersten Kaffeehäuser. Reisende waren angetan von dieser Spezialität und brachten sie nach Europa. Im 17. Jahrhundert öffneten die ersten Gaststätten dieser Art, in Venedig und London, ihre Tore. Mit der Etablierung der Kaffeehäuser kam aber nicht sofort das gemütliche Kaffeekränzchen. Der Kaffee und die Etablissements erfuhren oft Wiederspruch. So verbaten der Gouverneur von Mekka, der englische König Charles II. und der preußische König Friedrich der Große den Muntermacher aus Angst lokale Produkte wie Malz und Gerste könnten verdrängt werden, oder aufgrund der Ansicht, Kaffeehäuser wären Orte des sittlichen Verfalls (etwa so wie der Bayern-München-Fanclub).
Für lange Zeit wurde die Kaffeekirsche wie Getreide gehandelt. Heute distanziert sich der Markt immer mehr von der Massenproduktion, es wird zunehmend Wert auf reflektierte, aufwändige und spezialisierte Bepflanzung und Verarbeitung gelegt. In diesem Kontext erfährt die Kaffeebohne nahezu denselben Respekt wie beispielsweise Weintrauben und erbringt mit rund 50 weltweit angepflanzten Sorten, verschiedenste Resultate. Kaffee gibt es heute von billig bis teuer, stark bis mild, mit Milch bis „schwarz“, aromatisch bis neutral, unverdaut bis verdaut. Verdaut? Mit diesem Stichwort präsentiert sich der teuerste und exklusivste Kaffee der Welt. Der Copi Luwak, auch bekannt als Katzenkaffee, wird aus Exkrementen der indonesischen Schleichkatze (oder Fleckenmusang), gewonnen. Diese (bestenfalls) wildlebenden Tiere fressen die Kaffeekirschen von den Bäumen, können aber nur das Fruchtfleisch verdauen. Was die Katzen nicht mehr brauchen wird im wahrsten Sinne des Wortes recycelt. Das braune Gold wird eingesammelt, gewaschen und geröstet. Mit diesem Verfahren soll, allem Anschein nach, der beste Kaffee produziert werden. Vielleicht lindert der Fakt, dass eingeschworene Genießer für einen Kilo Copi Luwak bis zu 1.200,00 Euro hinlegen, Deine Voreingenommenheit. Möglicherweise scheint manch einem der Preis abseits jeder Vernunft, aber hast Du schon mal versucht ein Preisschild an die wunderbare Funktion der Verdauung zu hängen?
Nach zivilisierten Diskussionen, leichten Ausschweifungen, Tagen des frustrierten Schweigens und einer übersichtlichen Anzahl an Zahnarztbesuchen, sind wir stolz Dir die einheitliche Liste der TOP 5 Kaffee aus der Sicht unseres Teams zu präsentieren:
Caroma
Die Kaffeerösterei befindet sich in Völs am Schlern, in Südtirol. Der Röstmeister Valentin Hofer darf sich stolz als Chief Coffee Sommelier und Kaffee Experten vorstellen. Manche werden sich denken diese Fachbezeichnungen sind frei aus der Luft gegriffen, aber tatsächlich sind sie von der europäischen Wirtschaftskammer in Brüssel anerkannt. Caroma legt viel Wert auf Nachhaltigkeit und ist durch seine Qualität auch für Genießer außerhalb Südtirols ein Begriff. Neben den vielen ausgefallenen Gourmet Mischungen, ist unser Favorit der „Bio 100% Arabica Espresso“. Ein Blend, der die Stärken 5 verschiedener Anbauländer voll zur Geltung bringt. Die Fermentierung bei der nassen Aufbereitung lässt feine Teeartige Fruchtnoten entstehen, welche durch die dunkle Röstung nicht zu dominant ausfallen und ein langanhaltendes Geschmackerlebnis garantieren.
Kuntrawant
Die Geschichte beginnt 1968 mit einem kleinen Kaffeehaus in Prad, am Nationalpark Stilfserjoch. Getrieben von Leidenschaft wurde 2013 die eigene Kaffeemanufaktur eröffnet, wo die Bohnen zurzeit mehrmals Mal pro Woche, mit traditionellem Trommelröstverfahren veredelt werden. Dadurch wird für Frische und Qualität garantiert. Besonders zum Vorschein kommt das unserer Meinung nach bei dem „Stelvio Espresso Cycling Coffee“, eine Mischung aus Robusta und Arabica. Strotzend vor Kraft, mit leicht würzigen Noten und Nuancen von Tabak, welche im langen Nachhall zur Geltung kommen.
P.S. Neben Hausgemachtem Kaffee gibt es in der "Caffeebar" auch selbstgemachtes Eis.
Alps Coffee
Alps Coffee, oder wie ihn bereits das Südtiroler Urgestein kannte, „Schreyögg“. Steht seit 1890 auf der Bekanntheitsskala knapp unter Andreas Hofer, irgendwo zwischen Reinhold Messner und Luis Durnwalder. Es spricht für sich, dass der Südtiroler Kultkaffe sich bereits seit über 100 Jahren behauptet und sein Firmenmotto: „Streben nach dem Höchsten“ kompromisslos umzusetzen versucht. Beim „Caffé Crema Poeta“ handelt es sich um eine milde Mischung aus 90% Arabica und 10% Robusta, mit seiner zarten Säure und samtig feinen Crema ist er ein Schmeichler unter den Heißgetränken und herzlich willkommen in unseren TOP 5.
illy
Ein Name der rund um den Globus für hervorragenden Kaffeegenuss steht. Umso erstaunlicher, dass es sich bei dem Kaffeegiganten um ein Familienunternehmen handelt, welches in dritter Generation geführt wird. Das in Triest ansässige Unternehmen ist neben der Kaffeeverarbeitung auch für 17 Patente im Kaffee-Milieu verantwortlich, dazu zählen unter anderem der Vorläufer, der heute üblichen Espressomaschine, die Inertgastechnick (zur Haltbarmachung des Kaffees) und das kleine, harte Plastikende von Schnürsenkeln. 2 von 3 sind mehrfach schriftlich belegt, zu dem anderen gibt es genau 1 Quelle… diesen Artikel einbegriffen. Bei diesem Produzenten zählt der „Classico“ zu unseren Favoriten. Mit floralen Noten und einer angenehmen Balance zwischen Säure und Bitterkeit, handelt es sich um einen Schluck der nie enttäuscht.
Meinl
Julius Meinl ist ein in Österreich ansässiges Unternehmen und hat als Botschafter der Wiener Kaffeehauskultur ganze Arbeit geleistet. Auch diese Kaffeerösterei steht unter der Leitung einer Familie. Julius Meinl I. hatte ein Röstverfahren entwickelt, bei dem die Bohnen nicht mehr in Kontakt mit dem Kohlengas kamen, damit konnte der Kaffee erstmals sein unverfälschtes Aroma entfalten. Von da an wurde die Innovativität nahezu genetisch über die Generationen weitergegeben, sodass auch Julius Meinl V. heute nichts anderes zu seinem Mantra machte. Der „King Hadhramaut UTZ“ ist eine Selektion bester Sorten aus dem ostafrikanischen Ursprungsort der Kaffeebohne. Mit seinem rustikalen Geschmack, dem vollen Körper und würzigen Nuancen, bringt er altbewährte Tradition zurück ins Spiel.