Pichl ist auf dem Land - das riecht man! Zur Zeit wird auf den Wiesen das Gras für das Heu gemäht. Durstige Bauern kehren in der Bar des Graf ebenso ein wie genussfreudige Reisende. Wenn man über die Türschwelle tritt, steht man mitten in Besagter und wird herzlich von Bar- und Servicedame Gisela empfangen. Angrenzend gibt es einen gepflegten Gastraum, mit Holz ausgetäfelt, welcher sieben Tische umfasst. Im Eck sitzen wir am besten und lassen die kleine Reise durch Gastgeber Joggls Küche beginnen. Er hat von uns gerichtetechnisch Carte blanche, die Weine suchen wir uns selbst aus.
Die Küche grüßt mit duftendem, hausgemachtem Brot und leckeren, ebenso hausgemachten Grissini, einem Topfen-Aufstrich, frischer Almbutter, sowie Olivenöl aus Sizilien von Planeta. Das loben wir uns! Gleich im Anschluss bekommen wir eine Pilzsuppe von einheimischen Steinpilzen (mit feinsten Scheiben in der Suppe) und panierten Pfifferlingen auf Crème fraîche. Panierte Pfifferlinge kennen wir bis dato noch nicht, eine interessante Neuentdeckung. Weiter geht es mit einer etwas ungewohnten kalten Vorspeise: Ein reichhaltiges Stück Entenbrust thront auf Rotkraut mit Marille und schwarzen Johannisbeeren. Ungewohnt, aber solide zubereitet. Als warme Vorspeise folgen hausgemachte Ravioli mit Artischocke, Blattspinat, (ordentlich Pfeffer) und Mortadella, serviert in geschwungenen, schwarzen Tellern, getöpfert von Luis Seiwald, einem Künstler aus dem Gsieser Tal. Der Hauptgang ist eine geschmorte Kalbswange serviert mit zweierlei vom Sellerie und einem gegrillten Steinpilz oben drauf, bestens abgestimmt.
Bevor wir unser Dessert kredenzt bekommen, Erdbeertörtchen, Holundersüppchen und Minz-Eis, gibt es einen total verrückten Käse-Gang. Zum Käse mit Brotklee (lokal Zigeunerkraut genannt) aus Südtirols kleinster Käserei Waldsamerhof, gibt es auf einem Miniatur-Earepflblattl (Kartoffel) ein Stück geräucherten Saibling aus Niederdorf. Das Potpurri wird von einem lokal produzierten Feigenchutney abgerundet.
Dieser Gang ist uns, ehrlich gestanden, etwas zu gewagt.
Oder verrückt, wie Chef Joggl von sich aus behauptet.
Wir schließen unseren kulinarischen Parkour durch Joggls Küche mit einem Espresso. Auf das angebotene Destillat verzichten wir, wenngleich widerwillig, schließlich ist die Heimfahrt noch lang...
Man würde es nicht erwarten. Auf der Weinkarte vom Graf findet man eine tolle Selektion ausgewählter Weine. Natürlich viele Südtiroler Tropfen, die Kellerei Tramin nimmt sogar eine eigens gewidmete Seite auf der Weinkarte ein, die einer langjährigen Partnerschaft Tribut zollt. Ebenso findet man Rieslinge aus Deutschland und Österreich, sowie ein paar Grüne Veltliner, zum Beispiel GV Smaragd Ried Schütt 2019 von Emmerich Knoll um sagenhafte 54,00 € (!), oder Chardonnay von Vie di Romans aus dem Friaul.
Für Liebhaber gereifterer Jahrgänge gibt es die "kleine & feine Reserve" auf der Weinkarte (siehe Fotos).
Wir haben Barolo Ornato 2000 von Pio Cesare und Giorgio Primo 2000 (da war es noch ein Chianti Classico) von Tenuta La Massa genossen. Letzterer war umwerfend zügig und saftig, ein herrlicher Wein! Hörst Du, Giampaolo?!
PLUSPUNKT: die absolut fairen Weinpreise!
Deshalb trinkt man gerne ein Flaschl mehr.
Was wir sonst noch alles geleert haben, seht ihr hier unten.
Und wem's mal wirklich zu viel wird, der Graf hat auch Zimmer.
Fazit:
Der Joggl kann kochen! Und mit seiner Weinauswahl MUSS der Graf beim nächsten Ausflug ins Gsiesertal auf eurer Liste stehen!