Zwei Juwelen für die Kellerei Bozen
Die Kellerei Bozen sticht mit zwei neuen Flaggschiffen in See. TAL 1908 und TAL 1930 heißen die beiden Spitzenweine, die mit dem Jahrgang 2020 zum ersten Mal auf den Markt kommen. Eine rote und eine weiße Cuvée sollen die Südtiroler Landeshauptstadt weintechnisch von der besten Seite zeigen. Doch können sie auch dem internationalen Vergleich standhalten? Und wer ist eigentlich Marchesi Antonio?
Festlich geschmückte Tische, funkelnde Gläser, am anderen Ende des Raumes eine verhangene Vitrine, deren Inhalt man ohne große Mühe erahnen kann: Ein Hauch von Gala liegt in der Luft, als die Leitung der Kellerei Bozen namhafte Weinjournalisten und Kritiker zur Vorstellung der neuen Superior-Linie lädt. Das Beste vom Besten hat Chef-Önologe Stephan Filippi in die beiden brandneuen Cuvées gepackt. Und entsprechend festlich ist auch der Rahmen, in dem sie im wahrsten Sinne des Wortes in Szene gesetzt werden. Mit allem, was dazugehört, versteht sich!
Trommelwirbel, das Geheimnis wird gelüftet. TAL prangt in schwarzen Lettern auf dem hellen Etikett, umrahmt von Ziffern, die Meilensteine in der Geschichte der Kellerei Bozen markieren. Die Jahreszahlen 1908 und 1930 sind eine Reminiszenz an die Gründung der Kellereien Gries und St. Magdalena, aus denen später die heute bestehende Winzergenossenschaft hervorging. Der Name evoziert die Landschaft, in der die Trauben gedeihen, und ist gleichzeitig ein Akronym für das, was die Weine verkörpern sollen: Tradition, Authentizität und Langlebigkeit.
Hart auf hart: Der internationale Vergleich
Unmittelbar nach der Enthüllung folgt die harte Probe aufs Exempel: eine Vergleichsverkostung! Jedem Gast werden neben den Cuvées vier weitere Weine eingeschenkt – allesamt mit klingenden Namen, wie sich im Nachhinein beim Blick auf die Karte herausstellt: Le Pergole Torte von Montevertine und Chateau Lynch-Bages aus Paulliac bei Rot sowie Saint Romain Sous le Chateau von Olivier Leflaive und Cervaro della Sala von Marchesi Antonio (ja, du hast richtig gelesen) bei Weiß.
Die Bozner Spitzenweine schlagen sich in diesem erlesenen Umfeld wacker und besonders der rote Tal 1908, der die Wildheit des Lagrein gekonnt mit der Eleganz des Merlot vereint, überzeugt durch seine tiefe Frucht und seine Präsenz. Die ideale Ergänzung zum siebengängigen Gourmetmenü der Familie Trafoier vom Restaurant Kuppelrain – und damit der perfekte Abschluss für einen rundum gelungenen Abend.
Bleibt am Ende nur noch die Eingangsfrage zu klären: Wer ist nun Marchesi Antonio? Hier hat sich wohl der Fehlerteufel eingeschlichen. Marchesi Antinori möge den kleinen Lapsus auf der Verkostungsliste verzeihen. Die Produkte des Weinguts aus der Toskana sprechen immerhin für sich!
Spitzenweine aus alten Reben
Der TAL 1908 (80% Lagrein, 17% Cabernet und 3% Merlot) stammt von bis zu 50 Jahre alten Rebstöcken aus den besten Lagen von Gries und Moritzing und gedeihen auf Schwemmlandböden mit Porphyruntergrund in der Nähe der Talfer. Der Wein reift 12 Monate lange in kleinen Eichenfässern und französischen Barriques. Anschließend wird er 15 Monate lang in Zementfässern und dann in der Flasche verfeinert.
Die Rebstöcke der Trauben für den TAL 1930 (69% Chardonnay, 21% Sauvignon und 10% Pinot Grigio) sind hingegen über 30 Jahre alt. Sie befinden sich auf einer Höhe von 400 bis 700 Metern zwischen Bozen und dem Ritten. Nach 12 Monaten Reifung in kleinen Eichenfässern und französischen Barriques wird der Wein 14 Monate lang in Stahlfässern verfeinert und entwickelt in der Flasche seinen endgültigen Charakter.