Sassotondo: San Lorenzo Ciliegiolo Maremma Toscana DOC 2019
Unbeschwert verkosten, ohne Schnickschnack und eine elendig lange Liste an technischen Details: Das ist unser Motto für die Rubrik „Wein der Woche“! Wir begeben uns auf die Suche nach spannenden Etiketten und machen Halt auf Weingütern, die für einzigartige Genusserlebnisse sorgen. Eine Reise durch wunderschöne Landschaften, atemberaubende Regionen und urige Kellergewölbe – und dabei immer einen guten Tropfen im Glas!
Sassotondo: San Lorenzo Ciliegiolo Maremma Toscana DOC 2019 (Biodyn)
Das sagt Simon Staffler:
Es gibt im Leben oft witzige Zufälle. Einer davon ist, dass ich diesen Wein (natürlich nicht den 2019er, sondern den 2009er, also Ten Years After quasi) im Jahr 2013 in Pitigliano in der südlichen Toskana in einer Önothek gekauft hatte. Auf Empfehlung des Verkäufers. Ich hatte ihn um sechs Weine aus dem Gebiet gefragt, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben sollten. Damals hatte ich von Wein noch nicht so viel Ahnung, war aber schon weininteressiert. Ich hatte im Slow-Wine Führer vom Weingut Sassotondo gelesen und war erfreut, dass mir der Herr aus der Önothek einen Wein dieses Weinguts verkauft hatte. Umso lässiger finde ich es heute, über Sassotondo und dessen Wein San Lorenzo zu schreiben. Dieser Wein gilt und galt als der beste Ciliegiolo der Toskana, einer einheimischen Rebsorte, die oftmals auch im Verschnitt für Chianti oder Chianti Classico verwendet wurde, neben Colorino, Canaiolo oder Malvasia Nera. Doch im Gegensatz zu den anderen zitierten Rebsorten eignet sich Ciliegiolo hervorragend für die reinsortige Vinifizierung.
Winzerin Carla Benini und Winzer Edoardo Ventimiglia sind – zumindest ästhetisch gesehen – zwei Künstler. Edoardo, Römer, ist gelernter Dokumentarfilmer, sein Opa war Hitchchocks erster Kameramann. Carla, Trentinerin, ist gelernte Agronomin. Ab 1997 gehen sie ihren gemeinsamen „Weinweg“ in Sorano bei Pitigliano, ab 2007 biodynamisch. Im Weinberg wachsen Kräuter, Blumen, Bienenstöcke stehen auf dem Feld. Es hat was Hippie-eskes. Die südliche Maremma ist ein magisches Gebiet, mit rotem Tagesicht am Abend, herrlichen Sonnenuntergängen, satten Farben und tiefblauem Himmel.
Diese Energie findet man auch im San Lorenzo. Offenherzig in der Nase, satte Kirsche (nomen est omen), saftig und spannungsgeladen am Gaumen. Füllig, doch nicht schwer. Satt, doch nicht behäbig. Was diesen Wein so spannend macht, ist sein Weingarten: ein eigener Cru aus vulkanischem Tuffstein. Dieser spezielle Boden, den man in der Toskana nur in Pitigliano vorfindet, gibt ihm seine ausdrucksstarke, salzige Note im Mund. Edoardo und Carla setzen sich stark für die Vereinigung Volcanic Wines ein, die sämtliche italienische Weinbaugebiete unter einem Hut fasst, die vulkanische Böden aufweisen können: Ätna, Soave, Tuszien, um nur einige zu nennen.
Diesen Aufwand und diese Energie finden wir unterstützenswert – vor allem, weil der Wein so großartig schmeckt! Hach, Sommer in der Toskana…