Pio Cesare – Zwischen Jubiläen, Neubauten und Weißwein
Federica Boffa ist 26 Jahre jung und hat’s faustdick hinter den Ohren. Mit ihrem Cousin Cesare Benvenuto Pio und dem Cousin ihres Vaters, Augusto, führt sie das Familienunternehmen Pio Cesare in Alba in fünfter Generation. Dabei ist für sie klar: Mitreden darf jeder, entscheiden tut sie.
Aktuell baut sie gleich zwei neue Kellereigebäude, um den Betrieb für die nächsten Jahre fit zu machen. 10 Millionen investiert sie dabei, das meiste ist Eigenkapital. Sparen hat sie von ihrem leider viel zu früh verstorbenen Vater Pio Boffa gelernt, der überzeugt war: Unternehmen, die nicht sparen, kommen nicht weit. Zudem ist sie sich sicher: Pio Cesare bleibt ein Familienunternehmen. In Alba werden die Kellergebäude quasi verdreifacht, zudem wird die Produktion von Weißwein erhöht, denn: Das ist die Zukunft.
Auch, wenn es einige Schwierigkeiten bei den Ausgrabungen gab, gibt Cesare Benvenuto zu. „Es ist einfach nicht zu leugnen, dass wir als Firma eng mit der Stadt Alba verbunden sind. Das bestätigen nun die Funde auf unserem Baugrund: eine alte Kapelle sowie die Reste eines Friedhofs. Federica hat weise vorausschauend entschieden, die Reste der Kapelle zu behalten, sie so gut es geht zu restaurieren und dann, nach Fertigstellung des Kellers, dem Publikum zugänglich zu machen.“ Ein riesiger Aufwand, seufzt Cesare, vor allem, weil das Weingut selber sämtliche Kosten für Archäologen tragen muss.
Ein Gebäude wird für Logistik und Lager sowie für die Abfüllanlage reserviert. Das andere Gebäude wird gänzlich der Produktion der Weißweine gewidmet – dabei bleibt der historische Keller unter der Stadtmauer von Alba erhalten und in Betrieb. Nun hat man dreimal so viel Platz – was nicht bedeutet, dass die Produktion stark wachsen wird. Ziel ist es viel eher, noch sauberer und effizienter zu arbeiten.
Um die Produktion der Weißweine zu steigern, hat Federica Rebflächen in Cissone in der Alta Langa gekauft. Heute machen die Weißen zirka 30 Prozent ihrer Produktion aus. Mit dem Piodilei war ihr Vater der erste, der im Piemont Chardonnay im Holz gemacht hat. Nächstes Jahr gibt es auch noch den neuen Timorasso aus Derthona, wo man vor ein paar Jahren Weinberge gekauft hat. Knapp 16.000 Flaschen werden von diesem Cru-Wein verfügbar sein.
„Vigne di proprietà“ kann man auf den Flaschen von Pio Cesare lesen. Darauf war Pio Boffa immer ganz besonders stolz. Dass ihm die Flächen gehörten und er nicht um die besten Trauben bei den Händlern feilschen musste. Ein Weg, der heute mehr denn je seine Früchte trägt, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Hektarpreis in der Langa weit mehr als eine Million Euro beträgt. Wer strukturierte Weißweine mag, wie Burgunder, der liebt auch piemontesische Weiße. Die haben mehr Komplexität, ist Federica überzeugt.
Jubiläum
Il Bricco feiert dieses Jahr Jubiläum! Mit dem 2020er Jahrgang, der ab sofort erhältlich ist, ist dieser kraftvolle Barbaresco kein -teen mehr, sondern ein -twen. Dabei liegt er Federica Boffa ganz besonders am Herzen: „Der Bricco stammt von einem Hügel in Barbaresco, wo wir unser Familienlandhaus haben. Von dort aus kann man das ganze Gebiet und die Alpen sehen. Ein für mich sehr wichtiger Ort, den ich mit vielen Kindheitserinnerungen verbinde. Und natürlich mit meinem verstorbenen Vater.“ Federica wirkt sichtlich erfreut, wenn sie vom Bricco erzählt, ein Wein, der fast gleich alt ist wie sie, und den das Weingut nun nach 20 Jahren noch mehr zu verstehen lernt.
Im Ausland ist die Pio Cesare in 55 Ländern präsent, 500.000 Flaschen werden jedes Jahr produziert. Erster Markt sind die USA und Kanada, dann folgt der asiatische Raum. Barolo Classico „Pio“ und Barbera machen den Löwenanteil aus.
In Südtirol sind die Spitzenweine von Pio Cesare bei Gandolfi erhältlich:
Gandolfi by Sparerhof
Boznerstraße 43 Frangart
0471 920 335
oder
Gandolfi Zum Pfau
Bindergasse 5A Bozen
0471 1808053