Der Staffler-Effekt
Lichtmessverkostung. "What the fuck ist das?", dachte ich mir. Lichtmess kenn ich irgendwie aus dem Volksmund, musste mir dann aber eingestehen, dass ich nicht wirklich wusste, was das ist (außer ein Datum im Kalender) und schon gar nicht, was das mit einer Verkostung zu tun haben könnte. Vielleicht ein schlechter Marketing-Gag?
Der Geschäftsführer der Kellerei Bozen, Matthias Messner, hat mich dann schnell beruhigen können: „Wir machen eine Fassprobenverkostung für alle Lieferanten und Mitglieder der Kellerei, ein Zusammenkommen, um die ersten Ergebnisse des letzten Jahrgangs zu verkosten. Es wäre schön, wenn Du uns dabei unterstützen könntest.“ Aha, ok, nun war schon einiges klarer. Dennoch wusste ich nicht, was mich erwarten sollte, als ich an besagtem Tag nach Bozen fuhr, um mit Kellermeister Stephan Filippi die Fassproben für die Verkostung vorzuprobieren. Bei meiner Ankunft stellte ich fest, dass die Mitglieder sich so zahlreich angemeldet hatten, dass nicht alle (über 180 Familien) in einen einzigen Saal passten. Deshalb durfte ein Teil der Mitglieder der Verkostung in einem zweiten Saal lauschen. „So viele Menschen? Das war ich zwar in meiner VINOROSSO-Zeit gewöhnt, doch bei einer Verkostung war mir das noch nie untergekommen.“ „Das ist der Staffler-Effekt“, schmunzelte Kellermeister Filippi und meinte es halb-witzig, halb-ernst. „So viele haben sich noch nie angemeldet“. Ich fühlte mich plötzlich sehr geehrt.
Die Verkostung selbst war dann sehr locker und unterhaltsam. Man kann Menschen mit Anekdoten, positiver Stimmung und Geschichten mehr unterhalten als mit (manchmal) langweiligen Geruchs- und Geschmacksanalysen.
2023 war ein sehr toller Jahrgang für die Rotweine in der Kellerei Bozen, dem warmen und langgezogenen Herbst sein Dank. Ein paar andere Rebsorten hatten 2023 ein bisschen gelitten, wie Sauvignon zum Beispiel, der sich aktuell etwas verschlossen zeigt. Nichtsdestotrotz: Großes Kompliment an Stephan und an das Team der Kellerei Bozen, wie sie sich auch in der Produktion im Weißweinbereich entwickelt haben über die letzten Jahre.
Fun Fact: 2023 war das erste Jahr in der Geschichte der Kellerei, in dem mehr Weißwein als Rotwein produziert wurde. Zwar nur 1 Prozent, aber immerhin. Dass Stephan bei den Roten aber voll in seinem Element ist, merkt man dann doch in der Verkostung.
Wenn ich Euch einen Tipp geben darf: Haltet Ausschau nach den Chardonnays bei den Weißen und behaltet den St. Magdalener Moar und den Merlot Praun Siebeneich bei den Roten im Auge…
Auf ein gutes Erntejahr 2024!