Wein in Not: In Italien sinkt das Interesse rapide in den Keller
Der Blick in die Regale der italienischen Geschäfte und Supermärkte bietet alles andere als Grund zur Freude. Zumindest was die Weinbranche betrifft. Denn während die Preise konstant steigen, sinkt das Interesse an guten Tropfen ebenso kontinuierlich ab. 2023 wurden 3,1 Prozent weniger Weinflaschen verkauft als noch im Jahr davor. Vergleicht man die Zahlen mit dem Wert von 2019, steht sogar ein Minus von fast 8 Prozent zu Buche.
In absoluten Zahlen gesprochen, wurde in Geschäften und im italienischen Großhandel 2023 knapp eine Milliarde Weinflaschen verkauft, deren Gesamtwert bei rund drei Milliarden Euro liegt. Dies geht aus einer Untersuchung der Beobachtungsstelle UIV-Ismea hervor, welche sich auf Daten von Ismea-Nielsen-IQ stützt. Konkret bedeutet das: Italiens Weinwirtschaft befindet sich in einer Notlage. Die Preise steigen, während die Nachfrage sinkt – 2023 um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Besonders die Stillweine büßen dabei an Beliebtheit ein. Hier ging die Nachfrage um 3,6 Prozent zurück. Im Bereich der Schaumweine konnte das Niveau des Vorjahres hingegen mehr oder weniger gehalten werden. Verantwortlich dafür ist zu einem Großteil der Boom der nach der Charmat-Methode hergestellten Sprudel (+7,1 Prozent), die eine kostengünstige Alternative zu den wesentlich teureren Produkten nach der klassischen Flaschengärung darstellen.
2023 vs. 2019: Der Fünf-Jahres-Vergleich
Noch dramatischer als der Vergleich mit dem Jahr 2022 zeigt sich jener mit der Vor-Covid-Situation im Jahr 2019. Seither ist der Verkauf von Weinen im Handel insgesamt um ganze 8 Prozent gesunken. Die Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung erlebten dabei den geringsten Einbruch (-2 Prozent), wobei Weiß und Roséweine mit +3 und +17 Prozent sogar schwarze Zahlen schreiben. Besorgniserregend sind die Abstürze der IGT-Weine (-13 Prozent) und der einfachen Weine ohne zusätzliche Bezeichnung (-17 Prozent).
Der Vergleich zwischen Still- und Schaumweinen zeigt auch im Fünf-Jahres-Zeitraum eine klare Tendenz hin zu letzteren. Während das Interesse an Stillweinen 11 Prozentpunkte zurückging, legten die Sprudel um 19 Prozent zu und liegen nun bei 139 Millionen verkauften Flaschen. Besonders beliebt sind dabei der Prosecco, der seit 2019 einen Anstieg von 30 Prozent verzeichnete, und – wie könnte es anders sein – die nach der Charmat-Methode hergestellten Schaumweine, die nicht die Bezeichnung Prosecco führen. Deren Verkauf nahm seit 2019 um 42 Prozent zu.
Beliebt ist der italienische Schaumwein nicht nur im Stiefelstaat selbst, sondern auch im Ausland. Sein Marktanteil im Export hat sich in den vergangenen 10 Jahren verdreifacht, während beispielsweise jener des Champagners im selben Zeitraum um 38 Prozent zurückging.
Und dann wäre da noch ein Trend, der sich letzthin immer mehr verfestigt hat: Der Anteil an Rotweinen im Heimreservoir von Herr und Frau Italiener nimmt zunehmend ab. Im Supermarktregal wird vermehrt nach weiß gegriffen. Der Verkauf von Rotweinen ging in den vergangenen Jahren um 15 Prozent zurück. Italiens Gourmets sind damit jedoch keineswegs alleine. Wie Langzeitstudien zeigen, ist die eingeschlagene Richtung auf der ganzen Welt dieselbe.